mechanische Musikinstrumente

mechanische Musikinstrumente
mechanische Musikinstrumente,
 
bis in die Zwanzigerjahre hinein verbreiteter Typ von mechanisch, zum Teil elektrisch angetriebenen Apparaturen zur Wiedergabe von Musik. Dazu zählen z. B. Spieldose, Drehorgel, Leierkasten, Orchestrion, Pianola und Phonola. Das Prinzip der Musikaufzeichnung und -wiedergabe ist vergleichbar mit der Funktionsweise eines Sequenzers. Auf einem mechanischen Datenträger (Stiftwalze, Metallplatte, Lochscheibe, Lochstreifen) sind die musikalischen Vorgänge als Einsatzabstände für die verschiedenen Tonhöhen (gegebenenfalls auch Tondauern und Lautstärkegrade) aufgezeichnet. Beim Abspielen werden diese Daten entweder direkt von einer Klangerzeugungseinheit »abgetastet« (z. B. Stimmzungen einer Spieldose), oder sie werden von einer Mechanik (z. B. pneumatische Apparatur, Stahlkamm) ausgelesen, die den damit verbundenen Klangerzeuger (z. B. ein Klavier) steuert.
 
Die Geschichte der mechanischen Musikinstrumente reicht zurück bis ins 14. Jahrhundert, als man begann, automatische Glockenspiele in Turmuhren einzubauen. Im 18. Jahrhundert erfreuten sich Spieluhren, die zu jeder vollen Stunde ein kleines Musikstück hören ließen, großer Beliebtheit; anerkannte Komponisten wie Haydn, Mozart oder Beethoven schufen Kompositionen für derartige Uhrwerke, die durch ein Gewicht oder durch eine Federmechanik angetrieben wurden. Ins Straßenbild des 19. und frühen 20. Jahrhunderts gehört die bereits 200 Jahre zuvor entwickelte Drehorgel. Mechanisches Hackbrett und Spieldose hatten ihren Platz im bürgerlichen Wohnzimmer, ebenso das mechanische Klavier (Player-Rolls). Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Musikautomaten immer aufwendiger konstruiert und immer reichhaltiger mit Klangfarben ausgestattet, was letztlich zum Begriff Orchestrion führte. Aufgestellt in Cafés, Empfangshallen, Gaststätten und Ballhäusern trugen diese per Münzeinwurf in Betrieb gesetzten Apparaturen wesentlich zur Verbreitung populärer Musik bei, besonders der Salonmusik und des frühen Schlagers. Mit dem Aufkommen von Schallplatte und Rundfunk ging die Bedeutung der mechanischen Musikinstrumente verloren. Man begegnet ihnen gelegentlich noch auf Rummelplätzen oder in Einkaufspassagen als nostalgischer Kuriosität.

Universal-Lexikon. 2012.

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